Sportanlage „Am Südpark“ – Neuer Beschluss und neues Preisschild
Die Sportanlage des SV Alemannia Mariadorf „Am Südpark“ wird teurer. In der Politik gehen die Meinungen darüber auseinander, welche Laufbahn es denn nun sein sollte – Asche oder Kunststoff.
Den Naturrasenplatz des SV Alemannia Mariadorf durch einen Kunstrasenplatz zu ersetzen, hatte der Alsdorfer Stadtrat bereits im März 2019 beschlossen. 900.000 Euro waren dafür inklusive einer neuen Flutlichtanlage und der Ausbesserung der vorhandenen Leichtathletikanlage veranschlagt worden. Mit einem weiteren Beschluss, mehr als ein Jahr später, hat sich aber auch das Preisschild verändert: Die Gesamtkosten werden nun mit 1,3 Millionen Euro geschätzt. Dagegen regt sich in Teilen der Opposition Widerstand. Grüne und Liberale ärgern sich vor allem darüber, für den Umbau der Aschenbahn zur Kunststofflaufbahn noch tiefer in die Tasche greifen zu müssen.
Computer statt Laufbahn
„Wir gönnen dem Verein Alemannia Mariadorf als größtem sporttreibenden Verein eine solche Anlage, sind jedoch der Meinung, dass es andere, wichtigere Baustellen in Alsdorf gibt“, erklärt FDP-Fraktionsvorsitzender Heinrich Liska. Statt 400.000 Euro on top in die Sportanlage zu stecken, davon 240.000 Euro für eine Kunststoff- statt der Aschenlaufbahn, solle man sich bei Investitionen von den Erkenntnissen aus der Corona-Krise leiten lassen. Dazu gehöre die hinterherhinkende Digitalisierung in der Verwaltung und an Schulen. Von dem Geld könnten etwa „viele PCs oder Laptops angeschafft werden“, um Kinder aus sozial schwachen Familien auszustatten.
„Wir sind für den Kunstrasenplatz. Dem haben wir nicht widersprochen.“ Er wehre sich allerdings dagegen, für die Maßnahmen nun erhebliche Mittel zusätzlich auszugeben, die obendrein aus einem Topf für die Sanierung des Rathauses stammen sollen. „Wo ist dieses Geld eingespart worden?“, fragt sich Liska. Seine Befürchtung: Wenn die Sportanlage mit Laufbahn gebaut sei, komme man plötzlich und wolle weiter ins Rathaus investieren.
Mittel aus Rathaussanierung übrig
Eine Sorge, die Erster Beigeordneter Ralf Kahlen entkräftet. Bei der Sanierung falle nichts hintenüber, sie lasse sich einfach günstiger realisieren als zunächst veranschlagt. Ein Beispiel: „Wir haben damit begonnen, die Fenster zu erneuern. Da ist vor ein paar Jahren eine Kostenschätzung vorgenommen worden, die auf einer handwerklichen Lösung basierte nach dem Motto ‚Fenster für Fenster‘.“ Es habe sich jedoch herausgestellt, dass die Maßnahme mit weniger Aufwand hinzubekommen war als gedacht, und damit auch mit weniger Kosten.
Bisher hat’s ausgereicht …
Ob dieses Geld aber zwingend in der vorliegenden Weise verwendet werden muss, darüber herrscht Uneinigkeit. Investitionen wie jene in die Kunststofflaufbahn müssten auf den Prüfstand gehoben werden, während man am Rande eines riesigen, durch die Corona-Krise aufgerissenen Haushaltslochs stehe, finden neben den Liberalen auch die Grünen. Auf der Sportanlage der Landalemannen werde in erster Linie Fußball gespielt, eine Aschenlaufbahn reiche aus Sicht seiner Fraktion aus, erklärt deren Vorsitzender Horst-Dieter Heidenreich. Leichtathletik werde nur ab und zu ausgeübt, wenn eine Schule die Anlage benutze. Und das habe mit der bestehenden Bahn in der Vergangenheit auch schon funktioniert. Eine Tartanbahn sei, sagt Heidenreich, zudem wesentlich pflegeintensiver als eine Aschenbahn. Und wenn der Kunststoff irgendwann verbraucht sei, müsse das Material zusätzlich kostenintensiv entsorgt werden. Aus diesen Gründen wollten die Grünen auf dem ursprünglichen Beschluss, der die Ausbesserung der Aschenbahn vorsah, beharren – und wurden überstimmt.
Die CDU als größte Oppositionsfraktion hatte ihrerseits bei der vorangegangenen Ratssitzung noch darauf bestanden, die Entscheidung über die Mehrausgaben zu vertagen. Am vergangenen Donnerstag sprachen sie sich dann für die zusätzlichen Mittel aus. Drei Gründe hätten die Christdemokraten zu diesem Votum bewegt, sagt Fraktionschef Franz Brandt. Man habe sich bei der Verwaltung noch einmal eingehend informiert mit dem Ergebnis, dass der Ausbau zur Tartanbahn unterm Strich Mehrkosten in Höhe von tatsächlich nur rund 140.000 Euro ausmache. Das bestätigt Kahlen. Diesen Betrag, sagt Brandt, könne man ruhig investieren, um dann allen weiterführenden Schulen in Alsdorf einen Zugang zu gleichwertigen Laufbahnen zu gewähren. Drittens tue es dem neuen Kunstrasenplatz nicht gut, wenn Asche von der Laufbahn darauf geweht werde. Schon aus diesem Grund sei eine Aschenbahn an dieser Stelle nicht sinnvoll.
Zunächst nur ein finanzieller Puffer
Ob die nun zusätzlich beschlossenen 400.000 Euro für die Überarbeitung der Sportanlage am Ende überhaupt ausgeschöpft werden, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Es handele sich um einen sogenannten Vorratsbeschluss, erklärt Erster Beigeordneter Kahlen. Neben den 140.000 Euro für die Kunststofflaufbahn sei damit noch ein finanzieller Puffer eingeräumt, um – sollte sich bei der europaweiten Ausschreibung herausstellen, dass der Umbau der Sportanlage ein wenig teurer wird – mit dem Vorgang nicht noch einmal durch den Rat zu müssen und weitere Zeit zu verlieren.
Bis Angebote für die Ausführung vorliegen, handelt es sich bei den Preisen für die geplanten Maßnahmen lediglich um Schätzungen. „Wir gehen davon aus, dass wir tatsächlich mit unter 1,3 Millionen Euro hinkommen, aber wir wissen es natürlich nicht.“ Die Frage, ob die Kosten für Kunstrasenplatz, Flutlichtanlage und Ertüchtigung der Leichtathletikanlage von vornherein zu knapp kalkuliert worden seien, verneint Kahlen. Die Planungen lägen schon ein wenig zurück und einige Voraussetzungen wie die Preise im Baugewerbe seien nicht statisch, sondern bewegten sich, und zwar seit geraumer Zeit in der Hauptsache nach oben. „Wir haben sicherlich keine Rechnung gemacht nach dem Motto ‚Jetzt rechnen wir erstmal schön‘ und stellen dann fest: … ist doch teurer geworden.“
Die Verwaltung geht von einer Bauzeit von circa fünf Monaten aus. Wenn im Juli/August mit der Umsetzung begonnen werden könnet, wäre die Anlage im Dezember fertig. Mit dem Umbau zur Tartanbahn verfügen dann alle weiterführenden Schulen in Alsdorf über Zugang zu gleichwertigen Kampfbahnen Typ C.
Text & Foto: MHA/Thomas Vogel