Kritik an Baumfällungen von FDP und Grünen

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Im Südpark im Alsdorfer Ortsteil Mariadorf werden Bäume gefällt, um die Verkehrssicherheit herzustellen, bevor die Stadt das Gelände im Frühjahr von Vivawest kauft. Teile der Kommunalpolitik hegen jedoch die Sorge, dass zu viele Bäume gefällt werden – und das nicht nur im Südpark.

Kritische Blicke verfolgen seit einigen Tagen das Geschehen im Südpark. In dem Waldgebiet am Mariadorfer Dreieck werden Bäume gefällt. Bäume, die nicht mehr sicher stehen, faul oder abgestorben sind. Nur solche? Teile der Kommunalpolitik und einige Anwohner hegen die Befürchtung, dass die Sägen allzu rigoros geschwungen werden. Bürgermeister Alfred Sonders erklärt, in dem Bereich müsse die Verkehrssicherheit hergestellt werden, bevor die Stadt das Gelände im Frühjahr von Vivawest kaufe. Darum kümmere sich der Noch-Eigentümer gerade.

„Solange ich denken kann, ist an dieser Stelle noch niemals gefällt worden“, sagt Josef Nevelz, Fraktionsvorsitzender der FDP. Jetzt auf einmal aber müssten angeblich der Gefahrenabwehr wegen Bäume nicht nur im Randbereich, sondern auch im Innenbereich des Waldgebietes Südpark gefällt werden. Jetzt auf einmal, kurz vor Übernahme des Grundes durch die Stadt.

Das rund 30.000 Quadratmeter große Waldgebiet wird die Stadt im Frühjahr von Vivawest zusammen mit einem 66.000 Quadratmeter großen Areal mit den Sportplätzen der Alemannia Mariadorf kaufen. „Unsere Fraktion und einige Anwohner hegen die Vermutung, dass das Waldgebiet kaputtgepflegt werden soll, um es später irgendwann bebauen zu können“, erklärt er.

Absurde Idee

Mit Unverständnis reagiert Sonders auf diese Idee, die er für absurd hält. Es handle sich um ein Waldgebiet, in dem auch in Zukunft nichts anderes stattfinde als Wald. Davon sei er fest überzeugt. „Die sägen keinen Baum ab, der nicht abgesägt werden muss. Tut das doch jemand, dann bekommt er im Nachgang ein Problem.“

Dass man sich am Rande des Südparks in direkter Nähe zu Gehweg und Straße um beschädigte Bäume aus Gründen der Gefahrenabwehr kümmern müsse, sieht Nevelz ein. Und bezweifelt dennoch, dass an dieser Stelle gleich so viel gefällt werden muss. Es handle sich unter anderem um massive, gesunde Bäume, die im vergangenen Jahr nicht wie etwa die Fichten im Tierpark unter Wassermangel gelitten hätten.

Dort tue es vielleicht tatsächlich ein Pflegeschnitt, reiche es vielleicht wirklich aus, einzelne Äste abzunehmen. Selbst Bäume, die nicht mehr ganz standsicher sind, gefährdeten im Innenbereich des Waldes doch niemanden. Die für Herbst 2020 angekündigten Ausgleichspflanzungen seien sicher eine richtige und gute Sache, findet der FDP-Fraktionschef. Allerdings könnten die jungen Bäume kaum ein altes, gestandenes Exemplar ersetzen mit Blick auf den ökologischen Nutzen.

Was bleiben kann, bleibt …

Die Versicherung der Technischen Beigeordneten Susanne Lo Cicero-Marenberg, die sie der Politik gegenüber im Hauptausschuss ausgesprochen hatte, man achte seitens Stadt und Unterer Naturschutzbehörde bei der Städteregion sehr genau darauf, dass Bäume, die gehalten werden können auch gehalten würden, könne er auf Dauer nicht glauben. Das mache insgesamt nicht diesen Eindruck.

Ein Horn, in das auch Nevelz’ Ratskollege Horst-Dieter Heidenreich, Fraktionsvorsitzender der Alsdorfer Grünen, stößt. Auch ihn treibt die Sorge um, dass am Mariadorfer Dreieck und darüber hinaus zu eifrig gefällt wird. Gibt es nach den außergewöhnlichen Witterungsverhältnissen in den zurückliegenden Jahren, dem ein oder anderen Sturm und Schädlingsbefall vielleicht so etwas wie einen Mitnahmeeffekt in der Alsdorfer Stadtverwaltung, fragt er sich. Werden die Motorsägen im Stadtgebiet zu sorglos geschwungen, weil man Fällungen mit den angesprochenen Phänomenen einfach begründen kann?

Die Verwaltungsspitze erteilt erneut eine Abfuhr. Ab und zu müssten nun einmal Bäume gefällt werden. Dann geschehe dies auch, jedoch nur in dem nötigem Maß. Rodungen mit Persilschein und „Mitnahmeeffekte“, so etwas gebe es in Alsdorf nicht, erklärte Sonders. Die Mitarbeiter des Amts für Planung und Umwelt achteten darauf penibel.

Städteregion im Boot

Im Südpark ist Vivawest Auftraggeber der Fällungen, das Forstamt als Außenstelle des Landesbetriebs kontrolliere sie, erklärte der zuständige Förster Richard Vaßen. Eine qualitative Einschätzung wollte er noch nicht abgeben, weil es sich um eine laufende Maßnahme handle. Das passiere im Anschluss.

Detlef Funken, Sprecher der Städteregion, erklärte, es handele sich im vorliegenden Fall nicht um ein Schutzgebiet im Sinne des Baumschutzes. Für die Fällungen sei die Städteregion Aachen insofern nicht zuständig. Korrekt sei jedoch, dass es in dem Wald etliche Rotbuchen und Buchen gebe, die abgestorben sind und deshalb in einem Sicherheitsbereich von 30 Metern in Entfernung zu Straßen und Gehwegen gefällt werden müssten.

Weil darunter auch sogenannte Höhlenbäume sind, die gerne von streng geschützten Arten bewohnt würden, sei die bei der Städteregion angesiedelte Untere Naturschutzbehörde im Boot und achte auf Einhaltung des Artenschutzes. Bei einem Termin zur Einschätzung vor Ort habe man in zwei Fällen veranlasst, dass nur die Baumkrone geschnitten wird und die Höhlenstämme als Lebensraum für Tiere erhalten bleiben.

Das Wohnungsunternehmen Vivawest teilte mit, dass die am 20. Januar gestarteten Fäll- und Rückschnittarbeiten noch bis zum 7. Februar andauern.

Text & Foto: ZVA/Thomas Vogel

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